Zum Glück umfasst Musik nicht nur die bekannten sieben Stammtöne, sechs Notenwerte und überschaubaren Nummern an Stilen, sondern vor allem eine unbegrenzte Anzahl an Ausdrucksmöglichkeiten.
Manche davon sind harsch und schroff, andere süßlich, verspielt oder einschmeichelnd, wieder andere sperrig, avantgardistisch oder gar skurril. Die Erfahrung zeigt, dass Musik immer dann am meisten Spaß macht, wenn sie ideenreich und phantasievoll klingt. Insofern erzeugt TEMPORARIS, das Solodebüt des süddeutschen Gitarristen Alexander Schädler, besonders viel Genuss, denn Schädler spannt seine künstlerische Handschrift über eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmungen, Spielweisen und Einflüssen. Genau dieser Facettenreichtum macht TEMPORARIS zu einem ganz besonderen Parforceritt durch die kreative Welt eines Musikers, der sich (nahezu) sämtlicher Farben bedient, die zeitgemäße Musik bietet. Die zehn Songs des Albums (sieben Eigenkompositionen plus drei Interpretationen) in wenige Worte zu fassen würde der Vorlage nicht gerecht, deshalb hier und jetzt der wohlgemeinte Rat: anhören und sich ein eigenes Urteil bilden! Alexander Schädler jedenfalls würde genau dies Procedere ausdrücklich befürworten.
Und exakt so funktioniert TEMPORARIS tatsächlich: Ob das groovig-rockige Instrumental ´Summerside” (laut Schädler “etwas AC/DC, Joe Satriani und Steve Morse”), das schräge ´Freakk Phunk” mit seiner ungewöhnlichen Halbton-Ganzton-Skala, die Country-Nummer ´Creepy Cheese” in offenkundiger Bluegrass-Tradition oder – Obacht! – der Peter Alexander-Titel ´Aus Böhmen kommt die Musik”, der hier durch den Rockgitarrenfleischwolf gedreht wird. ´Perturbado” wiederum versteht Schädler als Hommage an das berühmte Trio Al Di Meola/ Paco De Lucia/ John McLaughlin, während das Medley ´Potpourrix” aus zehn bekannten Melodien klassischer Komponisten besteht und in ein Mix aus Rock, Pop, Punk, Country und Reggae eingebettet ist. Tabus gibt es auf TEMPORARIS keine und Grenzen verschwimmen hier im Kontext einer bewusst vielseitigen Scheibe. Produziert hat Schädler das Album, auf dem er sämtliche Instrumente gespielt oder programmiert hat, in seinem eigenen Studio, gemastered wurde es von Ralf Dietel in Los Angeles. Schädler: “Ich habe den Computer als musikalisches Mittel so eingesetzt, dass er mir ein völlig neues kreatives Arbeitsumfeld ermöglicht. Die Interaktion mit den Fähigkeiten moderner digitaler Audioworkstations sind ein wichtiger Teil meines kompositorischen Konzepts.”
Fazit: Musikalisches Fastfood oder Einheitsbrei klingt anders, bei Alexander Schädler regieren handwerkliches Können, kompositorisches Talent und der Mut, die eigene Kreativität nicht durch Pseudonormen oder vermeintliche Tabus limitieren zu lassen. TEMPORARIS verlangt vom Zuhörer keine akademische Vorbildung, sondern nur zweierlei: Offenheit und Neugier auf Ungewöhnliches!
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Alexander Schädler ist Künstler, Musiker, Gitarrist, Gitarrenlehrer. Studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst.
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